Zum Spießrutenlauf wurde der EM-Auftritt von Stefan Pokorny: Zunächst ließ er sich früh morgens vom deutschen Teamarzt die Nähte aus der Cut-Wunde, die er sich beim Abschluss-Training zugezogen hatte, frühzeitig entfernen. Nach dem medizinischen Check kam das grüne Licht für einen Start, den er später auch gut erwischte. Mit überschminktem blauen Fleck ging der Salzburger gegen Tiago Almeida mit 1:0 in Führung, der Portugiese stellte per Ippon auf 1:3, aber dank eines Videoeinspruchs von Bundestrainer Juan Luis Benitez Cardenes wurde Pokorny nach einem Feger ein Waza-ari zugesprochen – der Kampf endete 3:3 und der dreifache EM-Bronzene stand dank Senshu (wer den ersten Punkt macht, gewinnt bei Unentschieden) im Achtelfinale. Da sah Pokorny gegen Hamza Turulja bis fünf Sekunden vor Schluss mit einer 1:0 Führung als Sieger aus, doch der spätere Halbfinalist aus Bosnien erzielte einen Ippon, drehte das Match und gewann mit 3:1.
Vorne mitmischen wollten die Zwillinge Robin und Luca Rettenbacher, scheiterten aber jeweils in Runde eins: Robin (+84 kg) unterlag dem Mazedonier Berat Jakupi knapp mit 0:1, Luca (-84 kg) musste sich Petar Spasenovski (MKD) mit 0:3 geschlagen geben. Nun muss das Salzburger Trio gemeinsam mit Hamsat Israilov, der am Donnerstag in der Klasse -60 kg in Runde eins nach Führung unglücklich gegen den Tschechen Daniel Drabek (CZE) mit 4:8 verlor, Thomas Reindl und Adrian Nigsch auf den Mannschaftsbewerb hoffen.
Pech hatte Alisa Buchinger schon bei der Auslosung: Denn bereits in Runde eins wartete mit Silvia Semeraro jene Italienerin, gegen die sie heuer zweimal jeweils im Premier League-Viertelfinale verloren hatte: In Fujairah (VAE) lautete der Endstand 0:2, in Portugal 0:1. Diesmal kämpfte die Salzburgerin – clever von Trainer Manfred Eppenschwandtner eingestellt – auf Abwarten. Das Ergebnis war ein offenes 0:0 – auch die Kampfrichter waren sich uneinig, doch Alisa verlor mit einem 2:3 im Hantei. Damit war die Ex-Weltmeisterin schon in Runde eins gescheitert.
Das gilt auch für Bettina Plank (-50 kg): Gegen Ursa Haberl (SLO) lag die Olympia-Dritte bis 15 Sekunden vor Schluss mit 2:2 und Senshu in Führung, verlor dann den Vorteil wegen einer Strafe (Kampfverweigerung) und am Ende das Match durch Kampfrichterentscheid.
Einen Sieg feierte Lejla Topalovic (-61 kg): Nach dem 3:2 gegen die Rumänin Claudia Ionita (Rum) folgte im Achtelfinale ein 1:4 gegen Marina Kurtes (BIH).
U21-Europameisterin Lora Ziller (+68 kg) unterlag Zakia Boussebaa zum Auftakt knapp mit 3:4. Da sich die Ungarin bis ins Finale vorkämpfen konnte, erhielt die Karatedo Wels-Athletin in der Hoffnungsrunde eine zweite Chance, traf auf Meltem Hocaoglu (Tür), verlor nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich zwei Minuten vor Schluss zum 1:1 mit 1:6 und wurde Neunte. Dabei verletzte sich die Karatedo Wels-Athletin und fehlt dadurch im Team.
In der Kata kam Staatsmeisterin Patricia Bahledova in Runde zwei, wurde 13, für Patrick Valet war die EM schon nach der Auftaktrunde vorbei.

