Gemischte Emotionen im Pabellón Multiusos de Guadalajara: Freudentaumel bei Pokorny, Tränen der Enttäuschung bei Bettina Plank und Alisa Buchinger – fest steht aber, dass alle drei großartige Leistungen erbrachten:
Im Finale geriet Vize-Europameisterin Bettina Plank (-50 kg/Nummer 4 der Welt) gegen die Französin Sophia Bouderbane nach 57 Sekunden 0:1 in Rückstand. „Es war ein Doppeltreffer – aber nur jener der Premier League-Bronzenen von Dubai wurde gewertet“, sagt Karate Austria-Generalsekretär Ewald Roth: „Danach konnte Bouderbane das machen, was sie am besten kann – nämlich passiv kämpfen und auf Konter lauern. Nach Video-Review erhielt sie 35 Sekunden vor Schluss eine Wazari-Wertung, zog auf 3:0 davon. So musste Betti alles riskieren und lief in weitere Konter. Dennoch ist EM-Silber ein Riesenerfolg, der auch das Ticket für die European Games bedeutet.“ Die 27-Jährige war aber enttäuscht: „Derzeit finden wir einfach kein Rezept, wie ich gegen Gegnerinnen, die ständig davonlaufen, punkten kann.“
Medaillenjubel auch bei Stefan Pokorny (-67 kg/Nummer 10 der Welt): Im kleinen Finale vernachlässigte Jordan Thomas (Eng) nach 80 Sekunden seine Deckung, lief unglücklich in das Knie von Pokorny und ging dabei k.o. Dann blieb der Weltmeister von 2016 über zehn Sekunden lang auf der Tatami liegen und wurde wegen Mubobi disqualifiziert. Der 27-jährige Salzburger holte damit nach 2018 erneut EM-Bronze: „Zweimal Platz drei bei der EM, dazu Gold bei den Austrian Open – jetzt werde ich für meine harte Arbeit belohnt, wird mein Leistungsvermögen nach vielen Jahren des Pechs endlich richtig eingeordnet.“ Zum Drüberstreuen holte auch noch sein Erstrundengegner Steven Da Costa (Fra) Gold – somit löste Pokorny auch noch das Ticket für die European Games Ende Juni in Minsk.
Gar nicht nach Wunsch verlief das kleine Finale für Alisa Buchinger: Die 68 kg-Weltmeisterin kam gegen Silvia Semeraro (ITA) nie in Fahrt, musste schon nach einer Minute einen Gegentreffer wegstecken. „Es war ein Doppeltreffer – aber Alisas Angriff wurde leider nicht gewertet“, schildert Roth und ergänzt: „Die Salzburgerin erwischte nach zwei starken Qualifikationstagen einen schwachen Finaltag. Untypisch für Alisa, dass die Distanz nicht passte. Doppelt schade, denn damit verpasste sie auch das Ticket für die European Games.“

